Mal wieder atemlos die halbe Nacht durchtanzen, die rasant schnellen Beats als hypnotischen Klangteppich wahrnehmen und im Gewitter der Laserstrahlen bunte Trugbilder auf der Netzhaut genießen: Das machte in Falkensee die RAVE’O’LUTION möglich. Die Techno-Veranstaltung rund um den Mitbegründer der Loveparade Dr. Motte lockte für kleines Geld über 700 Musikfreunde auf die Tanzfläche der neuen Stadthalle.
Harter, schnörkelloser Techno: Das ist eigentlich die Musik der Großstädte. Wenn stundenlang die in exorbitanter Dezibel-Zahl gegen das Gemäuer alter Ballsäle gehämmerten Beats dafür sorgen, dass der Salpeter aus dem Mörtel rieselt, dann ist das das beste Zeichen dafür, dass eine tolle, laute Nacht ansteht. Die elektrische Musik hat ein hypnotisches Herz und stellt sehr schnell sicher, dass die tanzenden Technofreunde ganz die Zeit vergessen und sich so bis in die frühen Morgenstunden hinein im Takt wiegen.
Passt so ein Musikevent ins beschauliche Falkensee, also in die gern so bezeichnete grüne Gartenstadt? Die Antwort steht nach den Erfahrungen der letzten Jahre fest: Ja klar, unbedingt. Das Techno-Festival SLUBL alias „Sonne, Liebe und Badelatschen“ an Mannes Angelteich in Markee lockt schließlich bereits seit Jahren viele Fans an. Auch die fast schon legendäre Nacht mit Paul Van Dyk in der Nauener Freilichtbühne kam so gut an, dass umgehend eine Wiederholung angesetzt wurde.
Und nun das. Dr. Motte (bürgerlich Matthias Roeingh), der „Father of Loveparade“ und jetzige Initiator der Berliner Jahresveranstaltung „Rave the Planet“, verließ am 12. November seinen Wedding, um nach Brandenburg zu kommen.
Für gerade einmal 20 Euro (Abendkasse) konnten Techno-Freunde eine Trommelfell-traumatisierende Tanznacht von 19 Uhr am Abend bis drei Uhr in der Früh genießen. Den ganzen Abend über stiegen verschiedene „Electricer“ auf die Bühne, um ein vorbereitetes Set zu spielen. Angekündigt waren so etwa „Overtune“ (Moonbutique / Hamburg), Gabriel Werres (Breite 8B), Philipp Wolter (SLUBL), Chris Schubert (Klangfarben), Guido Penno (Funkstörung), Lou (SLUBL) und „Fresh“ (Falkensee). Am Ende drehte Enrico „Enno“ Gennrich vom Nauener „Kollektiv Klanggut“ die Regler auf, bevor Dr. Motte gegen halb eins in der Nacht seinen USB-Stick mit einem exklusiv für Falkensee zusammengestellten Set auspackte.
Über 500 Techno-Freunde hatten sich bereits im Vorfeld eine Karte gekauft, geschätzt weitere 200 werden an der Abendkasse zugeschlagen haben. So tummelten sich etwa 700 Zuhörer in der ungeschmückten Stadthalle, in der allein die bunten Finger der Lasershow für das passende Ambiente sorgten.
Das Publikum vor Ort war sehr gemischt. Neben sehr jungen Mädels in knapper und mit zahlreichen Neon-Gegenständen gepimpter Bekleidung zeigten sich auch viele Mitvierziger und Mitfünfziger, die wahrscheinlich schon beim ersten Umzug der Berliner Loveparade anno 1989 mit dabei gewesen waren. Hinzu gesellten sich vor allem vor der Bühne viele Twens und Thirtysomethings, die nahezu berauscht die Stunden durchtanzten. Für den Fall, dass die Energie am Ende doch nicht reicht, hatten die Veranstalter am Rand der Tanzfläche Liegestühle aufgebaut, die durchaus für den einen oder anderen Schlummer eingesetzt wurden.
Mitveranstalter Enno vom „Kollektiv Klanggut“: „Das war ein sehr gelungener Auftakt für eine schöne, neue Partyreihe hier bei uns im Havelland. Es gibt noch zwei, drei kleine Dinge, die wir beheben müssen. Aber das Feedback der Gäste war durchweg positiv. Wir gehen deswegen zusammen mit Heiko Richter von der Stadthalle Falkensee bereits in die konkrete Planung für eine Nachfolgeveranstaltung. Die Musik von Dr. Motte ist zwar eine Gangart härter, aber auch das gefiel den Leuten. Es waren ja sehr viele noch bis zum Ende um drei Uhr da.“
So auch Mandy Spichilla (43) aus Falkensee. Sie war begeistert von der RAVE’O’LUTION: „Das war ein sehr gelungener Abend mit richtig geiler Mucke. Mit dieser Musik verbinde ich Erinnerungen an eine tolle Zeit, als ich noch Mitte, Ende zwanzig war und wir am Wochenende immer schön feiern und ‚abzappeln‘ gegangen sind. Die DJs haben jedenfalls ordentlich Gas gegeben. Jeder hatte ein tolles Set mitgebracht – mit bekannten Stücken und fetten Beats. Das hat die Menge echt zum Jubeln gebracht. Vor allem Dr. Motte war für mich der Hammer. Das war ein toller Set-Auftritt, ich war sofort Schock-begeistert. Ich war schon lange nicht mehr so gut feiern gewesen. Gerade für meine Generation wäre es toll, wenn es so etwas öfters in Falkensee geben würde. Am nächsten Tag merkten mein Rücken, die Beine und die Füße allerdings, wie alt ich wirklich bin. Aber ich bereue nix. Wir haben durchgetanzt.“
Auch Dr. Motte war zufrieden: „Ich hatte mich sehr auf die RAVE’O’LUTION in der Stadthalle Falkensee gefreut. Der Abend war fantastisch. So viele Fans und Partywütige hätte ich nicht erwartet. Was für eine tolle Stimmung. Danke Falkensee. Das war super.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 201 (12/2022).
Hier geht es zum Interview mit Dr. Motte, das wir im Vorfeld zur RAVE’O’LUTION geführt haben!
Der Beitrag RAVE’O’LUTION in der Stadthalle: Dr. Motte legt auf! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).