Ein eigener Markt in Wustermark, das wäre doch sehr nett. Am 17. September startete der zweite Versuch, genau so einen Markt im Ort zu etablieren. Beim 2. WusterMarkt auf dem Pfarrhof der evangelischen Dorfkirche in der Friedrich-Rumpf-Straße gingen wieder über zwanzig regionale Aussteller an den Start. Sehr gelungen war auch dieses Mal wieder das außergewöhnliche Rahmenprogramm.
Der WusterMarkt, er soll ein Markt für „Gutes aus der Region“ sein. Der Verein Wusterwerk e.V, die evangelische Kirchengemeinde Wustermark und der Ernährungsrat Havelland ziehen hier gemeinsam an einem Strang, um eine solche Veranstaltung regelmäßig auf die Beine zu stellen.
Ursprünglich war einmal angedacht, einen solchen WusterMarkt in jedem Monat auf die Beine zu stellen. Vor allem auch, weil der Ort Wustermark bislang noch gar keinen eigenen Markt hat.
Pfarrerin Heike Benzin: „Leider schaffen wir es nicht, hier eine bezahlte Stelle zu organisieren. Es wäre aber schön, wenn wir es zumindest schaffen, den WusterMarkt jeweils passend zu den vier Jahreszeiten zu organisieren. Mal schauen, ob es im Winter noch einen weiteren Markt gibt.“
Christine Pohl gehört zum Wusterwerk e.V. und zum Ernährungsrat Havelland: „Wir freuen uns, dass auch der zweite WusterMarkt wieder so gut angenommen wurde. Wir hatten zwischen zwanzig und dreißig Aussteller auf dem Pfarrhof. Dieses Mal gab es wegen der Ernte mehr frisches Obst und Gemüse als im Frühjahr. Die Mischung aus Lebensmitteln und Kunsthandwerk hat auch in diesem Jahr wieder gepasst. Die Idee ist es, einen Lebensmittelpunkt mitten im Ort zu schaffen. Hier soll man voneinander lernen, Nachbarn treffen und Angebote schaffen. Kinder gehören da unbedingt mit dazu, es geht eben nicht nur ums Verkaufen.“
Das hat man auch in diesem Jahr gesehen. Hinter der Scheune und damit abseits vom Markttrubel hatte man auch in diesem Jahr eine wahre Kinder-Oase geschaffen. Hier lagen zahllose Spielzeuge im Gras – als Angebot für die Kinder, sich ordentlich auszutoben. Der Nachwuchs konnte aber auch Vorlagen ausmalen, mit Maiskolben basteln oder Kürbisse schnitzen. „Hinten im Garten“ standen auch Tische und Bänke zum hemmungslosen Tratschen bereit.
Und es gab eine „Tauschbörse für Marmeladen und Eingemachtes“. Jeder Gast durfte hier Gläser aus der eigenen Produktion abstellen und sich dafür etwas anderes aus dem Fundus nehmen. Wer nichts zum Tauschen dabei hatte, fütterte stattdessen die Spendenbox. So manches zu viel eingeweckte Glas fand hier einen Abnehmer. „Oh toll, Quittengelee, das mag mein Mann so gern“, jubelte eine Besucherin – und nahm gleich ein Glas mit.
Der Kinderspielplatz und die Tauschbörse sind nur zwei Beispiele für den Einfallsreichtum der Organisatoren. So trat vor Ort auch die Musikgruppe „Fellows“ auf, es gab ein großes Kuchenbüffet, die YouTuberin Steffi von „Steffi kocht ein“ gab eine Einkoch-Sprechstunde und der Handwerkskreis der Kirchengemeinde Wustermark verkaufte selbstgestrickte Kleidung. Dorothea Döring, Ludmilla Neumann und Erika Jeske brachten so u.a. bunte Kinderpullober und Kleidchen an den Mann. Erika Jeske: „Wir treffen uns immer dienstags zum Stricken. Bis zu 16 Mitglieder hat unsere Gruppe. Die Wolle wird uns gespendet. Die Einnahmen sparen wir, um die Scheune auf dem Pfarrhof ausbauen zu können.“
Auf dem Pfarrhof fanden sich einige Aussteller, die schon auf dem ersten WusterMarkt mit dabei gewesen waren. So auch die Obstbauern Mike und Nadine Bittner aus Paulinenaue. Mike Bittner: „Wir pflanzen die Aroniabeere auf vier Hektar Fläche an. Über 13.000 Pflanzen haben wir in den Boden gesetzt. Die Aroniabeere sieht aus wie eine kleine Blaubeere, schmeckt aber bitterer. Es ist eine echte Powerfrucht, die wir in Brotaufstrichen und als Direktsaft vermarkten. Da gerade Erntezeit ist, konnten wir sogar 500-Gramm-Schalen mit den Beeren mitbringen. Für uns ist das ein Nebenerwerb, wir arbeiten beide noch in Vollzeit an anderer Stelle. Noch können wir von der Beere allein nicht leben.“
Nadine Bittner: „Die Kunden vor Ort interessieren sich vor allem für den Aronialikör. Es würde echt ausreichen, wenn wir nur noch Likör anbieten.“
Ein Wiederholungstäter war auch Ben Horn von „Sobelle Sweets“ aus Brieselang. Er präsentierte seine stetig wachsende Palette aus süßen Brotaufstrichen der Marke Nunocci: „Meine absoluten Bestseller sind die Exquisit-Version aus meiner Haselnuss-Linie und die Sorte ‚gebrannte Mandel‘. Ich habe dieses Mal Grissini-Stäbchen zum ins Glas stecken und probieren mitgebracht. Das ist nachhaltiger, weil wir nun keine Löffel mehr wegwerfen müssen. Als ganz neue Sorte hatte ich Macadamia-Karamell mit dabei. Das kam sehr gut an. Die meisten Kunden kaufen nicht nur ein Glas, sondern immer wenigstens zwei.“
Neu vor Ort war Sandra Thureaux vom „Zeestower Gartenstübchen“. Sandra ist mit ihrem Mann Yves nahezu Selbstversorger. In ihrem Garten in der Brieselanger Straße 7 wird das ganze Jahr über alles angebaut, was man sonst teuer in der Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt einkaufen müsste. Und alles, was nicht selbst verwertet wird, landet auf einem Tisch direkt vor der Haustür der Familie. So ist das „Zeestower Gartenstübchen“ entstanden, in dem die Havelländer täglich von 8 bis 20 Uhr einkaufen können.
Sandra Thureaux: „Unsere Kasse des Vertrauens funktioniert weiterhin sehr gut. Wer das Geld nicht passend hat, kann zum Wechseln gern klingeln. Zurzeit haben wir aus unserem Garten Kräuter, Zucchini, Paprika und Radieschen im Angebot. Kartoffeln und Eier sind weiterhin der Bestseller. Unser Gartenstübchen ist in den letzten Monaten extrem gewachsen, inzwischen bieten wir das Obst und Gemüse im ehemaligen und nun umgebauten Fahrradschuppen an. Den haben wir mit Heizung und Klimaanlage aufgerüstet, auch einen Kühlschrank gibt es. Ein gutes Dutzend Nachbarn und andere Hersteller liefern uns inzwischen zu, sodass wir zurzeit auch Pflaumen, Kohlrabi, Sellerie, Rotkohl, Schmorgurken und Kürbisse anbieten können.“ All diese Produkte aus der heimischen Scholle gab es am 17. September auch auf dem WusterMarkt zu kaufen.
Thomas Vogel hat seinen in Falkensee gestarteten Bio-Anbau von Obst und Gemüse längst professionalisiert und bewirtschaftet inzwischen einen 1.600 Quadratmeter großen Acker in Dyrotz-Luch, den er „Am Kirschbaum links“ nennt. Für den WusterMarkt hatte er seine aktuelle Ernte und einige Gläser selbst geernteten Honig mitgebracht: „Meine Bestseller auf dem Markt waren dieses Mal die Birnen und die Zucchini. Das hätte ich nicht gedacht, dass die Nachfrage hier so hoch ausfällt.“
Eine echte Entdeckung auf dem WusterMarkt war Steffi Burmeister von der Gläser und Flaschen GmbH, die im Wustermarker GVZ zu finden ist: „Wir bieten in unserem Unternehmen über 4.000 verschiedene Artikel für den Einzel- und den Großkunden an, darunter auch Einmachgläser und Flaschen, in die sich hausgemachte Marmeladen, Liköre, Säfte und Pesti abfüllen lassen. Im GVZ kümmern sich auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern inzwischen 75 Mitarbeiter um eine halbe Million Kunden.“
Seit vielen Jahren ist Steffi Burmeister eine erfahrene und versierte Einkochexpertin. In ihrem eigenen YouTube-Chanel „Steffi kocht ein“ gibt sie ihre Erfahrungen auf unkomplizierte Weise weiter: „Beim Einkochen kann man so einiges falsch machen. Der größte Fehler ist es, das Produkt nicht heiß genug abzufüllen. Zurzeit beschäftige ich mich damit, mit einem Schnellkochtopf und unter hohem Druck zu arbeiten. Darüber hinaus brenne ich für alles, was wirklich schwierig ist. Man sollte es kaum glauben, aber es ist echt nicht leicht, Kichererbsen einzuwecken.“
Klarer Fall: Von diesem zweiten WusterMarkt ging man wieder mit vollem Kopf und mit vollen Einkaufnetzen nach Hause. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
Der Beitrag Herbstmarkt in Wustermark: Zum zweiten Mal fand bereits der WusterMarkt statt! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).