Kaum ist die Ernte eingebracht, lädt die Gemeinde Schönwalde-Glien auch schon zusammen mit dem Erlebnispark Paaren, dem Kreisbauernverband Havelland, dem Förderverein „Freunde des MAFZ Paaren/Glien“ e.V. und vielen regionalen Verbänden und Vereinen zum Havelländer Erntefest ein. Das Fest fand in diesem Jahr am 2. September bereits zum 10. Mal statt.
Längst ist aus der Veranstaltung ein großes Event geworden, das über 5.000 Besucher aus der Region anlockt. Das ist kein Wunder, denn bei kostenlosem Eintritt gab es auch dieses Mal wieder über 50 Buden mit einem weit gefächerten Angebot, ein buntes Bühnenprogramm und viele Aktionen für Kinder, darunter auch eine Strohburg, ein Märchentheater, eine Meerschweinchen-Ausstellung und Trecker-Fahren mit dem Porsche-Junior-Team Falkensee.
Vor dem fröhlichen Feiern gab es ehrliche Worte vom Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Havelland e.V., Dirk Peters: „Eine Ernte soll man feiern, wenn sie in der Scheune ist. So läuft das eigentlich seit Jahrhunderten bei uns Bauern. Aber: In den Scheunen ist nicht viel drin und wir alle wissen, warum. Die Ernte im Land Brandenburg lag im Durchschnitt aller Feldfrüchte um rund 35 Prozent unter dem Durchschnitt der Vorjahre. Vor diesem Hintergrund ist die Feierstimmung der Bauern natürlich getrübt und nicht wenige meiner Kollegen wollen von Feiern in diesem Jahr nichts wissen.“
Er führte auch an, dass der Verbraucher von der Not der Bauern wenig mitbekommen würde. Vom Preis eines Brötchens würden nur zwei bis drei Prozent der Einnahmen beim Bauern landen, sodass auch eine Verdoppelung der Mehlpreise den Brötchenpreis nicht signifikant anheben würde. Angesichts brennender Felder dankte Dirk Peters auch den Feuerwehrleuten: „Meine Achtung vor eurer Arbeit hat in diesem Jahr an jedem Tag zugenommen.“
Dr. Henning Kellner, zweiter Beigeordneter vom Landkreis Havelland: „60 Prozent unserer Kreisfläche stammen aus der Landwirtschaft. Das ist ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft.“
Und auch Bodo Oehme, Bürgermeister von Schönwalde-Glien, sieht die Landwirtschaft als sehr bedeutsam für seine Gemeinde an: „Wir in Schönwalde-Glien sind bestimmt eine der Regionen im Havelland, die am meisten von der Landwirtschaft geprägt ist. Bei uns leben viele Bauern im Haupt- oder Nebengewerbe. Verglichen damit hat Schönwalde-Glien nur wenig Gewerbeflächen.“
Brandenburgs Finanzminister Christian Görke brachte den Bauern fünf Millionen Euro Soforthilfe mit. Das Geld soll vor allem dafür verwendet werden, um Futter für das Vieh anzuschaffen, damit die Tiere gut über den Winter kommen. Weitere Gelder sollen vom Bund kommen, warten aber noch auf eine Freigabe der EU.
Auch wenn die Landwirte zurzeit noch schockiert auf den Mais schauen, der an vielen Orten noch nicht einmal die 2-Meter-Marke erreicht hat: Wer viel arbeitet, muss auch feiern dürfen. Und wie könnte man das Jahr besser feiern als mit einer neuen Erntekönigin? Und so wurde das 10. Havelländer Erntefest gleich genutzt, um die Schärpe von der amtierenden Königin Vanessa Orgis an die neue Königin Antonia Martini weiterzugeben. Sie erhielt zum Amtsantritt Brot, Salz und Milch überreicht und stellte sich vor: „Ich bin Antonia Martini aus Pausin. Ich bin 18 Jahre alt, habe mein Abitur gemacht und beginne nun ein Studium zum Steuerberater. In meiner Familie gibt es übrigens viele Landwirte und Jäger, ich kenne mich also mit der Landwirtschaft gut aus. Bei der Brandenburger Landpartie helfe ich auch immer auf dem Damwildhof Kraatz in Pausin mit aus.“
Unterstützung bekam Antonia Martini auf dem Fest von der ebenfalls frisch gekürten Heidekönigin Lena Hoffmeister und von der Ketziner Fischerkönigin Lisa-Marie Zessin, die ihre Amtszeit gerade noch einmal um ein Jahr verlängert hat.
Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Erntekönigin Antonia Martini: Sie musste die große Erntetorte anschneiden, die von der Bäckerei Thonke geliefert wurde und als Motiv eine Karte der sieben Ortsteile von Schönwalde-Glien zeigte. Die Kuchenstücke wurden gleich vor Ort verkauft. Der Gewinn kommt dem Jugendclub Paaren im Glien zugute.
Zu einem ordentlichen Havelländer Erntefest gehört zwingend auch ein großer Umzug der geschmückten Erntewagen mit dazu. 25 Wagen fuhren in diesem Jahr im Schritttempo aus dem Erlebnispark-Gelände heraus, um eine Runde durch die Nachbarschaft zu drehen. Eine Jury bewertete dabei die Wagen, um anschließend einen Preis zu vergeben. Am Ende gewann der Neptun-Wagen der Großfamilie Flucht – auch, weil hier das diesjährige Motto der Veranstaltung „Wasser ist Leben, Milch ist Nahrung“ auf sehr amüsante Weise umgesetzt wurde. Zweiter wurde der Wagen der Volkssolidarität Perwenitz und dritter der Wagen der Kita Frechdachs aus Paaren.
Zu sehen gab es auch acht aufwändig gestaltete Erntekronen. Sie wurden von den Besuchern des Festes intensiv bestaunt. Hier fiel das Votum der Jury am Ende auf das Werk der Perwenitzer Frauen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 151 (10/2018) veröffentlicht.
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