Einmal im Jahr feiert sich das Havelland selbst. Bislang reihten sich die Festivitäten des Landkreises in die Wintertermine der regionalen Neujahrsempfänge ein. Zuletzt wurde 2020 im Golf- und Landclub Semlin gefeiert. Nach der Corona-Pause kam die Idee auf, statt dem klassischen Empfang im Winter doch lieber ein Sommerfest im Freien zu veranstalten – im Garten von Schloss Ribbeck. Das erste Sommerfest fand am 23. Juni statt – aufgrund des wankelmütigen Wetters aber doch im Schloss und nicht davor.
Wer draußen feiert, muss immer auch das Wetter im Auge behalten. Sehr viel Pech hatten Landrat Roger Lewandowski und Barbara Richstein als Vorsitzende des Kreistages mit ihrem bunten Sommerfest, das eigentlich auf dem grünen Rasen vor Schloss Ribbeck stattfinden sollte.
Nach vielen Tagen strahlender Sonne gab es ausgerechnet für den 23. Juni eine deutliche Unwetterwarnung. Bevor Zelte durch die Luft fliegen und Gäste sich frierend unter Regenschirmen zusammenfinden, beschloss man kurzerhand, die gesamten Festivitäten doch lieber in das Innere von Schloss Ribbeck zu verlegen. Das hatte auch etwas, denn die Feier fand im großen Saal, aber auch im Restaurant, im Standesamt und auf den Fluren statt. Die Schlossküche baute ihren Grill kurzerhand auf dem Balkon im ersten Stock auf: So schade es war, dass das Wetter das erste Sommerfest des Landkreises nach drinnen trieb, so besonders war die Veranstaltung auch aufgrund der ungewöhnlichen Kulisse. Ein wenig traurig war Landrat Roger Lewandowski aber schon: „Wir haben uns ja alle so den Regen gewünscht, damit es eine kleine Abkühlung gibt – aber warum ausgerechnet heute?“
Für ein langes Zaudern und Hadern blieb aber keine Zeit. Denn das Sommerfest 2023 war ein ganz besonderes. Es läutete das Jubiläum „30 Jahre Landkreis Havelland“ ein.
Tatsächlich ist es fast genau 30 Jahre her, dass das östliche und das westliche Havelland zu einem gemeinsamen Kreis verschmolzen wurden. Aus den Kreisen Nauen und Rathenow ist so der Landkreis Havelland hervorgegangen.
„Wir feiern, was wir lieben“, das war das ausgegebene Motto für das Sommerfest. Landrat Roger Lewandowski fasste zusammen: „Wir feiern eine Einheit aus 13 Städten, Ämtern und Gemeinden, die heute 172.019 Havelländerinnen und Havelländer miteinander verbindet.“
Und er ergänzte: „Das Havelland ist weit mehr als ein beliebiger Landstrich auf der Landkarte. Es ist eine Region mit Traditionen. Mit Visionen. Eine Region voll kulturellem Reichtum und idyllischen Naturkulissen vor den Toren eines puliserenden Berlins bei Spandau. Mit einem starken Handwerker- und Unternehmertum. Mit vielen engagierten Menschen. Doch vor allem ist das Havelland Heimat. Unsere Heimat. Und darauf können wir stolz sein.“
Überall in Deutschland wird vom Insektensterben gesprochen, vom Verschwinden ganzer Biotope, vom Niedergang auch vieler Pflanzenarten. Landrat Roger Lewandowski erinnerte ganz in diesem Sinne noch einmal daran, wie sehr der Landkreis von der Natur geprägt wird: „Die Havel, Lebensader unserer Region, wird nun auf 90 Kilometern renaturiert. Das ist ein absolut grandioses und wertvolles Projekt, das dazu beiträgt, vielen stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten wieder einem Raum zu geben. Etwa 76 Prozent der Landkreisfläche liegt innerhalb von nationalen Schutzgebieten. Der Naturpark als alleiniges Großschutzgebiet umfasst 50 Prozent unserer gesamten Kreisfläche. Die Untere Havelniederung ist das gesamtdeutsch bedeutsamste zusammenhängende Binnenfeuchtgebiet. Von unserer Havellandschaft über die Döberitzer Heide bis hin zum Sternenpark, wo die Sterne über Deutschland am hellsten leuchten – unser Havelland ist ein absolutes Naturparadies.“
Der Landrat sprach auch über die Kultur, den Tourismus (1,17 Millionen Übernachtungen pro Jahr) und über die Wirtschaft. Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Menschen im Havelland ganz besonders innovativ sind. Roger Leandowski: „Unser Havelland ist innovativ. Und das ist nicht nur mein Gefühl, sondern das zeigt auch der aktuelle Innovationsatlas des Instituts der deutschen Wirtschaft, in dem der Landkreis Havelland Platz 32 von 85 belegt und damit vor Leipzig, Magdeburg oder Dresden liegt.“
Ganz in diesem Sinne berichtete er vom Bahntechnologiezentrum in Elstal, von der Schaffung einer eigenen Wasserstoffinfrastruktur im Havelland und vom Umbau des kreiseigenen MAFZ in Schönwalde-Glien zu einem „Kompetenzzentrum für nachhaltige Landwirtschaft vor dem Hintergrund des Klimawandels“. Roger Lewandowski: „Immerhin sind 341 landwirtschaftliche Betriebe im Havelland beheimatet, die tagtäglich dafür sorgen, dass wir alle etwas auf dem Tisch haben.“
Klar ist aber auch, dass der Landkreis Verantwortung für seine Bürger trägt – und hier Dienstleistungen und Angebote sicherstellen muss. Lewandowski: „Das Augenmerk der Verwaltung aber im Besonderen auf der Sicherstellung der Daseinsvorsorge. Für die Bürger ist es wichtig, dass der Bus fährt, ärztliche Versorgung in der Nähe ist, man einen Kitaplatz für das Kind bekommt, der Müll pünktlich abgeholt wird, das Internet funktioniert oder aber ein Pflegeplatz für den erkrankten Vater oder die Mutter schnell verfügbar ist. Bereiche, die immer erst zum Thema werden, wenn etwas nicht funktioniert.“
Deutliche Kritik gab es vom Landrat zum Thema Mobilitätswende: „Ein großes Thema in der Daseinsvorsorge ist die Mobilität. Bekanntermaßen setzt sich der Landkreis neben dem eigen betriebenen Ausbau des ÖPNV mit Nachdruck für den zügigen Ausbau der Schieneninfrastruktur ein. Zeithorizonte von 15 bis 18 Jahren bis zur abschließenden Fertigstellung des Ausbaus der Lehrter und der Hamburger Bahn sind dabei nicht akzeptabel. Und auch die Entscheidung über die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Ketzin-Wustermark lässt noch auf sich warten. So kann eine Verkehrswende nicht gelingen.“
Passend zum Sommerfest waren viele Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und des Ehrenamts angereist, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen und um sich in interessante Gespräche verwickeln zu lassen. Die Gäste freuten sich dabei nicht nur über Speis und Trank aus der Schlossküche, sondern auch über eine riesige Torte passend zum 30. Geburtstag des Landkreises, die Ingo Möhring aus Rathenow für den Anlass gebacken hatte – mit einer essbaren 3D-Karte vom ganzen Havelland.
Echte „Hingucker“ des Abends waren übrigens Mitglieder der Stadtwache Spandau in vollständiger Uniform und Vertreter der „Stinknormale Superhelden“ aus Rathenow. Was für ein Anblick: Kartetschen-Bernd trug einmal mehr seine Unterhose über der Hose – so wie Supermann.
Es ist zu hoffen, dass dann das nächste Sommerfest 2024 endlich im Freien stattfinden kann. (Text/Fotos: CS)
Mein Lieblingsort im Havelland
Das ist für mich der „Garten der Sinne“ in Liepe. Er wurde zur Landesgartenschau eröffnet – mit einer tollen Wasserlandschaft und idyllischen Laubengängen. (Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland)
Das ist für mich jeder Fußballplatz in Nauen. Hier treffe ich immer wieder alte Weggefährten, mit denen ich früher selbst einmal Fußball gespielt habe. (Manuel Meger, Bürgermeister von Nauen)
Das ist für mich der Ortsteil Niebede von Wachow. Hier habe ich 25 Jahre lang gelebt – und meine Frau kennengelernt. Zu DDR-Zeiten gab es hier die beste Disco. (Dirk Peters, Chef der Agro-Farm Nauen)
Das ist oben auf unserem Berg. Von hier aus blicke ich auf unsere Weide herunter – und habe dabei das ganze Havelland im Blick. (Maria Mundry, Chefin vom Betrieb Schwarze Kuh)
Ich liebe das Bredower Luch. Hier sitze ich sehr gern direkt am Wasser und beobachte die ganze Tierwelt, die es hier so gibt. (Stefanie Peters, Vorsitzende vom Landfrauenverein Havelland)
Mein Lieblingsort ist der Nymphensee in Brieselang. Der See liegt so naturnah und sorgt dafür, dass ich mich als Wasserfreak immer sehr gut erholen kann. (Sven Steller, Vorsitzender im Kreissportbund)
Ich liebe Schloss Kleßen, das Herrenhaus im Havelland. Es ist ein unglaublich charmanter, geschichtsbezogener und zugleich kultivierter Ort. (Frank Wasser, Geschäftsführer von Schloss Ribbeck)
Das ist für mich das Schloss Ribbeck, das hat so ein tolles Flair. Und wenn man Ribbeck verlässt, ist man mitten im Nirgendwo und genießt die Ruhe. (Matthias Kremer, Marktdirektor bei der MBS)
Ich liebe das Landgut Schönwalde. Das hat so eine schöne Atmosphäre mit den vielen Pferden und der tollen Küche mit vielen Kräutern aus dem eigenen Garten. (Barbara Richstein, Vizepräsidentin des Landtages Brandenburg)
Der schönste Platz im Havelland ist mitten auf dem Wasser, also auf der Havel. Ich paddele sehr gern – bei Rathenow gleich hinter Semlin. (Olaf Thonke, Geschäftsführer vom Bäcker Thonke)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 209 (8/2023).
Der Beitrag 30 Jahre Landkreis Havelland: Sommerempfang auf Schloss Ribbeck! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).