Niemand kann sich mehr so richtig daran erinnern, wann in Bredow das allererste Erntefest gefeiert wurde. Klar ist auf jeden Fall: Der Termin ist in jedem Jahr aufs Neue gesetzt. Am 3. September lud der kleine Ort, der zu Brieselang gehört, einmal mehr zum Erntefest ein – mit Traktorenumzug, der Krönung einer neuen Erntekönigung, einem Spanferkel vom Grill, Tante Rita und den Kitakindern, einer Tombola und einem Tanz bis spät in die Nacht hinein.
Die Ernte ist trotz der anhaltenden Trockenheit für dieses Jahr mehr oder weniger eingebracht, nun darf gefeiert werden. Wenn in Bredow gefeiert wird, dann ist das aber immer eine ganz besondere Veranstaltung. Beim Bredower Teichfest kann es etwa passieren, dass Neptun mit seinen Nixen anlandet, um anschließend den einen oder anderen Besucher des Festes kopfüber in den Wasserbottich zu tunken – zur feuchtfröhlichen Neptunstaufe.
Da darf es nicht verwundern, dass auch das Bredower Erntefest auf bemerkenswerte Weise gern etwas aus dem Ruder läuft. Und so verkündete Moderator Schmitti (alias René Schmidt) am 3. September um 14 Uhr, dass ab sofort die Straße durch Bredow für den normalen Verkehr gesperrt sei.
Statt der üblichen Autos tuckerten auf einmal aufwändig geschmückte Traktoren über die Straße. Sie zogen in der Regel einen offenen Wagen hinter sich her, aus dem heraus die mitfahrenden Kinder und Erwachsenen eimerweise Bonbons und Lutscher auf die Straße warfen – Kamelle eben. Viele Dutzend neugierige Besucher wussten bereits, was sie erwartet: Sie säumten den Grünstreifen auf beiden Seiten der Straße, um nur ja einen guten Blick auf die vorbeituckernden Wagen zu haben. Die vielen Kinder konnten ihr Glück gar nicht fassen. Sie sammelten mehr Süßigkeiten ein, als sie ansonsten bei Halloween ergattern können.
Schmitti, laut Selbstvorstellung „der im schwarzen Anzug“, der ansonsten in der Region als Busfahrer selbst hinter dem Steuer sitzt, stellte die einzelnen Teilnehmer der Traktorenprozession vor. 23 Fahrzeuge waren es in diesem Jahr, die sich an der Fahrt beteiligten und am Ende sogar noch eine Ehrenrunde drehten: „Da sind nicht nur Teilnehmer aus Bredow mit dabei. Wir begrüßen auch Teilnehmer aus Nauen, Dyrotz, Adlershof und Zossen. Auch Falkensee und Groß-Behnitz sind vertreten.“
Auch Ralf Heimann, Bürgermeister von Brieselang, schaute sich den langen Zug der Traktoren sichtbar beeindruckt an: „Ich bin jetzt im dritten Jahr Bürgermeister. Wegen Corona musste der Umzug leider zwei Mal ausfallen, sodass ich ihn in diesem Jahr zum ersten Mal besuchen kann. Es sind toll geschmückte Wagen unterwegs – und das bei schönstem Wetter. Brieselang hat ja nicht so viele gelebte Traditionen. Die Kirmes und das Bredower Erntefest sind auf jeden Fall zwei davon.“
Ralf Heimann nutzte die Gelegenheit, um Bärbel Wittich vorzustellen, die sich in Brieselang ab sofort um das Smart City Management kümmern soll.
Ungewöhnlich ist, dass das Bredower Erntefest nicht von der Feuerwehr oder von einem Heimatverein organisiert wird, sondern vom Förderverein der Kita „Bredower Landmäuse“. Und die Verantwortlichen haben sich nicht lumpen lassen, um den vielen hundert Besuchern den ganzen Nachmittag und Abend über etwas zu bieten.
Für zwei Euro Eintritt kamen die Besucher auf den Bredower Festplatz. Hier waren große Zelte, unzählige Bierzeltgarnituren und eine Bühne aufgebaut. Es gab Spanferkel vom Grill mit Sauerkraut, Steaks und Bratwurst, hausgemachte Erbsensuppe, jede Menge Kuchen, Eis von Janny’s Eis und frische Waffeln mit Puderzucker – letztere vom Förderverein zum Erhalt der Bredower Dorfkirche e.V.
Auch die Vereine stellten sich vor, so etwa der Bredower SV 47, der ganz für den Fußball lebt. Marcel Jakobczyk ist der 1. Vorsitzende im Verein: „Wir sind extrem gewachsen in der letzten Zeit. Wir zählen inzwischen 140 Mitglieder und stellen sechs Fußballmannschaften. Unser Fußballplatz sei einer der schönsten im ganzen Havelland, hat der Landrat bei einem Besuch gesagt.“
Die große Bühne gehörte zunächst den Kindern von den „Bredower Landmäusen“, die sich von einer entsprechend verkleideten „Tante Rita“ zum Singen und Tanzen verleiten ließen. Sie trällerten u.a. das Erntefestlied.
Überhaupt schienen die Bredower viel Spaß am Verkleiden zu haben. So einige Besucher des Fests erschienen entweder ganz würdig und erhaben in alter Ausgehgarderobe samt Spitzenschirmchen, während andere in bunter Kittelschürze und mittelalterlicher Magdhaube zum Hingucker mutierten. Eine der verkleideten Damen hauchte uns zu: „Das machen wir schon immer so. Wir Bredower sind ein klein wenig verrückt.“
Auf der Bühne dankte derweil die amtierende Bredower Erntekönigin Lilli die Erste ab. Sie war bereits 2019 gekürt worden und musste wegen Corona zwei Ehrenrunden drehen. Nun hat Erntekönigin Sarah die Erste Krone und Schärpe bekommen. Die neue Erntekönigin heißt eigentlich Sarah Marie Wulff und ist 23 Jahr alt. Sie stammt aus Bärenklau in der Oberhavel und arbeitet seit 2018 in der Kita „Bredower Landmäuse“ – inzwischen sogar als stellvertretende Leiterin.
Nach dem Auflösen einer Tombola gehörte die Tanzfläche ab 20 Uhr DJ Tobo vom Tobo Veranstaltungsservice aus Nauen. Er ließ die Besucher bis in die späten Abendstunden zu seiner Musik tanzen und freute sich, dass er bereits seit sieben Jahren zum Erntefest dazugehört. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).
Der Beitrag Bredower Erntefest 2022: Neue Erntekönigin Sarah die Erste gekürt! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).