Putin überfällt mit der russischen Armee die Ukraine und versucht, mit Raketen und Panzern neue politische Verhältnisse zu schaffen. Vor dem Krieg fliehen viele Menschen, vor allem Frauen und Kinder. 20.000 Flüchtlinge soll Brandenburg aufnehmen, auf den Landkreis Havelland entfallen dabei etwa 1.400 Ukrainer. 500 von ihnen sollen im Erlebnispark Paaren eine Notunterkunft finden. Kurz vor der Öffnung besuchte Ministerin Nonnemacher das MAFZ in Paaren.
Am 20. März war im Rahmen dieses Besuchs bereits die Rede davon, dass etwa 500 ukrainische Flüchtlinge im Havelland angekommen seien. 110 von ihnen haben einen Platz in den offiziellen Gemeinschaftsunterkünften gefunden. Die übrigen Flüchtlinge sind angesichts der sehr hohen Bereitschaft der Bevölkerung wohl privat untergekommen. Wobei es eine zusätzliche Dunkelziffer an Personen gibt, die sich bislang noch gar nicht haben registrieren lassen.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher, die selbst gerade ihr privates Gästezimmer für eine Flüchtlingsfamilie herrichtet: „Viele der ersten Flüchtlinge, die bislang privat im Havelland untergekommen sind, verschnaufen hier nur für ein paar Tage. Sie haben Freunde oder Verwandte in Europa und reisen weiter – bis nach Portugal. Je länger der Krieg dauert, umso mehr Flüchtlinge werden aber zu uns kommen, die keine Anlaufadresse haben.“
Für sie wäre die neu eingerichtete Notunterkunft im MAFZ Paaren die richtige Adresse. 500 Flüchtlinge sollen hier eine erste Unterkunft nach der Flucht vor dem Krieg finden, darunter vor allem Frauen und Kinder.
Erstaunlich schnell hatten die Politiker aus dem Havelland die Weichen für die neue Flüchtlingsunterkunft gestellt. Alle Veranstaltungen im Erlebnispark Paaren inklusive der BraLa und der Kreativitätstage wurden kurzerhand bis Ende Juni abgesagt, außerdem wurde das gesamte Gelände für den normalen Besuchsverkehr gesperrt.
Das Messebauunternehmen Jazzberry hat in Windeseile die Brandenburghalle für 380 Menschen hergerichtet. Hier gibt es nun 38 Zwei-Bett-Räume und 76 4-Bett-Zimmer. Die Räume ziehen sich wabenförmig durch die ganze Halle, nur durch schmale Gänge unterbrochen. Die Wände sind dünn, anstatt von Türen kommen Stoffvorhänge zum Einsatz, was auch die Geräuschkulisse in der Halle dimmen soll. In den Räumlichkeiten stehen Feldbetten, ein Schreibtisch und Stühle. Das war es. Über Regale wird nachgedacht, über abschließbare Spinde für Wertsachen ebenfalls.
Marek Heinemann, Chef von Jazzberry: „Erstaunt war ich, dass die Telekom zugesagt hat, binnen weniger Tage neue Leitungen freizugeben und ein W-LAN vor Ort einzurichten.“ Das sei für die ukrainischen Flüchtlinge extrem wichtig, um den Kontakt mit ihren zurückgelassenen Verwandten im Krisengebiet zu halten.
Am Sonntag, den 20. März, war die Brandenburghalle bereits so gut wie fertig eingerichtet. 118 weitere Schlafplätze sollen dann noch einmal in einer zweiten, kleineren Halle vom MAFZ entstehen.
Kreis-Dezernent Michael Koch: „Wir fahren die Halle nun ganz langsam hoch und schauen, dass der Regelbetrieb funktioniert. Zunächst ziehen nur 40 Flüchtlinge ein, anschließend stocken wir langsam auf 500 auf.“
An der Infrastruktur vor Ort wird gearbeitet. Die vorhandenen Toiletten reichen aus. Außerhalb der Halle werden nun aber auch noch mobile Duschen, ein Waschzentrum mit Waschmaschinen und Trocknern, eine Corona-Isolationsstation und ein Bereich für Mütter mit kleinen Kindern aufgebaut, die hier in Ruhe etwa eine Milch warmmachen können. Ein externer Caterer kümmert sich um die Verpflegung.
Landrat Roger Lewandowski führte die Integrationsministerin Nonnemacher am 20. März durch die Halle: „Uns war es wichtig, den Flüchtlingen ein Mindestmaß an Privatsphäre zuzugestehen, sodass sie die schlimmen Erlebnisse ein Stück weit ausblenden können. Es hängt dann von jedem selbst ab, ob sie bleiben oder weiterziehen möchten. Der Erlebnispark Paaren ist natürlich ideal als Flüchtlingsunterkunft geeignet. So müssen wir die Flüchtlinge nicht in den Turnhallen der Schulen unterbringen.“
Der Archepark mit seinen seltenen Nutztierarzten wird in dieser Zeit für keinen Besucher zur Verfügung stehen. Auch nicht für die Flüchtlinge: Hier gilt es zu vermeiden, dass für die Tiere schädliche Viren in den Park getragen werden. Landrat Roger Lewandowski: „Wir würden aber sehr gern die Spielplatzanlagen vom Erlebnispark Paaren für die Flüchtlinge nutzen.“
Damit die schnelle Umwidmung der beiden Hallen überhaupt gelingen konnte, hat der Kreisausschuss auf Bitten des Landrates eine Million Euro bereitgestellt.
Landrat Lewandowski: „Wir müssen es leider ganz klar betonen: Wir sind hier in die finanzielle Vorleistung gegangen. Das Geld, das wir nun für die Ausstattung der Flüchtlingsunterkunft ausgegeben haben, ist nicht im laufenden Haushaltsplan enthalten. Wir appellieren sehr an Land und Bund, uns hier am Ende nicht im Regen stehen zu lassen.“
Zumal die Probleme nun erst beginnen. Lewandowski (www.havelland.de/ukrainehilfe): „Eine große Herausforderung wird es sein, die Kinder in Kita und Schule unterzubringen.“
Jessica Schulz von den Johannitern, die die Flüchtlingsunterkunft leiten werden, freut sich über viele Spenden, die von der Sammelstelle Brieselang stammen. Babybrei, Duschgel, Zahnbürsten oder Taschentücher: 25 Mitarbeiter kümmern sich vor Ort auch darum, diese Spenden in nützliche Willkommensbeutel umzuverpacken. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 193 (4/2022).
Der Beitrag 500 Schlafplätze: Erlebnispark Paaren wird zur Flüchtlingsunterkunft! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).