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Channel: Seite 13 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Hurra: Horst Evers liest am 10. Februar in der Falkenseer Stadthalle!

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Am 10. Februar kommt Horst Evers in die Falkenseer Stadthalle. Der bekannte Berliner singt keine Schlager, er tanzt keinen Stepptanz und er hält auch keine Vorträge. Er geht lieber den kleinen Dingen des Alltags auf den Grund, schreibt darüber höchst amüsante Texte und liest sie laut vor. Das Publikum freut sich und kann sich einen ganzen Abend über vortrefflich amüsieren.

Es sind die kleinen Dinge, die uns alle quälen, begeistern, nerven und umtreiben, mit denen sich Horst Evers beschäftigt. Wo wir uns aber ignorant abwenden, macht er eine Geschichte draus. Wenn er sie dann laut vorliest, staunen die Zuschauer: Stimmt, da trifft er den Nagel auf den Kopf, ganz genau so ist es ja tatsächlich!

Seine Gedankenexkurse tragen Titel wie „Für Eile fehlt mir die Zeit“, „Gepresste Lebensqualität“, „Grippe ist noch viel schlimmer“, „Es ist nicht das, wonach es aussieht“ oder „Aschenputtel Deluxe.“ Da kann es schon einmal vorkommen, dass sich ganze Texte einzig und allein um Wildschweine, elektrische Saftpressen oder einen Hauskauf in Brandenburg drehen. Am Ende ist es aber jedes Mal so, dass sich der Leser oder Zuhörer in den Texten wiederfindet. Kommen ausreichend Texte zusammen, wird ein neues Buch draus. Die Bücher heißen dann „Wäre ich du, würde ich mich lieben“, „Alles außer irdisch“ oder „Früher war mehr Weihnachten“ – sie erscheinen im Rowohlt-Verlag.

Das aktuelle Bühnenprogramm von Horst Evers (www.horst-evers.de) trägt den Totel „Früher war ich älter“ – es wird ein Rückblick auf die Zukunft werden. Was sich dahinter wohl verbirgt? Horst Evers: „Im Vergleich zu den bisherigen Programmen wurde eigentlich nicht viel geändert. Außer eben den gesamten Inhalt und zwar von Grund auf und komplett. Aber sonst an sich nichts.“

Im Vorfeld der Falkenseer Veranstaltung suchte Carsten Scheibe das Gespräch mit dem gewitzten Autor.

Wenn jemand sagt, den Horst Evers, den kenne ich ja gar nicht. Wie würden Sie sich selbst vorstellen?
Horst Evers: „Ach, der schreibt Geschichten und liest sie vor Publikum vor. Eigentlich über so ziemlich alles, was passiert. Und irgendwie findet er immer einen Dreh, dass man dann doch alles besser verstehen, aushalten und sogar befreit über die ganzen Dinge lachen kann.“

Sie heißen eigentlich gar nicht Horst Evers. Sondern Gerd Winter. Warum verwenden Sie ein Pseudonym?
Horst Evers: „Das hat sich unabsichtlich ergeben. In meiner Anfangszeit als Autor habe ich mit Freunden den ‚Salbader‘, eine Literaturzeitschrift, herausgegeben. Meine eher lustigen, aktuellen Alltagsgeschichten habe ich dort unter dem Pseudonym Horst Evers veröffentlicht. Ich hatte für jedes Genre ein anderes Pseudonym. Für die Vorlesebühnen waren diese witzigen Geschichten natürlich am besten geeignet. Also bin ich dort als Horst Evers aufgetreten. Und dann, ehe ich es selbst begriffen hatte, hat sich alles verselbstständigt und plötzlich war ich einfach nur noch Horst Evers.“

Sie sammeln gern absurde Beobachtungen des Alltags und verwandeln sie in kurze süffisante Texte. Wird Ihnen von Ihren Fans gern vorgeschlagen: Mach doch mal eine Geschichte aus diesem oder jenem Thema? Wann merken Sie im Kreativprozess, ob ein Thema funktioniert oder nicht?
Horst Evers: „Diese Vorschläge bekomme ich ständig. Jedes, wirklich jedes Thema kann funktionieren. Entscheidend ist eigentlich nur, ob ich es interessant genug finde.“

Wie arbeiten Sie mit Ihren Texten, wie entstehen neue Geschichten?
Horst Evers: „Das hängt natürlich von der Textform ab. Für die Alltagsgeschichten ist es eben erstmal wichtig, ob ich die Sache spannend finde. Dann gucke ich, ob ich einen Ansatz, eine Perspektive, einen Zugang finde, der ungewöhnlich genug ist, als dass er die Mühe lohnt. Dabei entwickle ich daraus die Geschichte und bringe sie soweit in Form, dass ich sie mal auf der Bühne oder bei Radio Eins ausprobieren kann. Schon beim ersten öffentlichen Vorlesen merkt man sehr schnell, ob das Ganze trägt. Falls ja, arbeite ich später nochmal richtig an der Geschichte und mache sie rund. Mittlerweile bin ich allerdings so bühnenerfahren, dass ich auch sehr viel direkt experimentiere. Also ich überspringe die ersten Schritte und fange auf der Bühne einfach über Themen, die mich interessieren, quasi unvorbereitet zu improvisieren an. Sobald ich dabei auf etwas stoße, was trägt und reizvoll ist, habe ich dann schon eine erprobte Basis für eine neue Geschichte.“

Wann schreiben Sie? Was darf dabei auf dem Schreibtisch nicht fehlen? Wie ist Ihre Schreibroutine?
Horst Evers: „Kreatives Schreiben findet bei mir sowohl für die lustigen kurzen Geschichten als auch für die Romane praktisch nur noch vormittags statt. Später am Tag nutze ich die Schreibphasen meist zum Überarbeiten und Rhythmisieren. Meine einzige Schreibroutine ist völlige Konzen­tration. Sonst brauche ich nichts.“

Sie haben bereits so einige Bücher vollgeschrieben. Kann man von den Büchern eigentlich noch leben? Merkt man da Trends wie e-Book-Reading, Gar-nicht-mehr-Reading, Generationswechsel oder schrumpfende Auflagen?
Horst Evers: „Es gibt nur sehr, sehr wenige Autorinnen oder Autoren, die alleine von den Verkäufen leben können. Die Lesungen sind meist das eigentliche Brot des Künstlers. Natürlich spürt man im Buchhandel die branchenübergreifend sinkenden Auflagen. Bis zur Corona-Krise wurde das durch das stetig wachsende Live-Geschäft kompensiert. Seither allerdings gibt es da ein Problem. Nicht für mich und andere arrivierte Schreiberinnen und Schreiber. Aber für junge Autorinnen und Autoren ist es zum Teil sehr schwierig geworden.“

Zusammen mit der Berliner Kollegin Susanne M. Riedel haben Sie in der Corona-Zeit unter Krisenkalender.de einen Briefwechsel zur Seuche veröffentlicht. Nach zwei Jahren Corona: Was ist Ihre Kernbeobachtung zum Virus oder besser gesagt zu den Menschen?
Horst Evers: „Der Verlust an Leichtigkeit, Lebensfreude und Verspieltheit in der Gesellschaft ist enorm. Neben der zunehmenden Verbissenheit ist die Zermürbung und Müdigkeit allgegenwärtig. Müdigkeit macht ungroßzügig. Das geht mir nicht anders als allen derzeit. Daher versuche ich verstärkt, niemanden unnötig zu nerven und wo immer ich bin, eine entspannte, intelligente, unaufdringliche Grundfröhlichkeit zu verbreiten.“

Wenn man Texte schreibt, wie kommt man auf die Idee, sie laut vor Publikum vorzulesen?
Horst Evers: „Sonst hätte sich in der Anfangszeit ja niemand für meine Geschichten interessiert.“

Dr. Seltsams Frühschoppen: Was ist das eigentlich?
Horst Evers: „Mittlerweile nur noch ‚Der Frühschoppen‘. Eine Gruppe von Freunden kommt jeden Sonntag um 13 Uhr zusammen und liest sich ihre neuesten Geschichten vor. Meistens sind die ausgesprochen lustig. Und wer Lust hat, kann dabei zusehen. Der Eintritt ist frei, aber hinterher freuen wir uns schon sehr über großzügige Spenden.“

Ihr aktuelles Programm heißt „Früher war ich älter“: Warum sollten da Leute hingehen? Was erwartet sie da?
Horst Evers: „Mein Ziel ist es tatsächlich immer, dass es den Leuten nach der Vorstellung besser geht als vorher. Es wird sehr viel zu lachen geben. Darauf achte ich im Moment, also seit Corona, tatsächlich nochmal mehr als vorher. Vor allem sollen alle einfach einen großen, entspannten Spaß an der Sache haben. Das klappt erfreulicherweise richtig gut.“

Was steht als nächstes an?
Horst Evers: „Aktuell bin ich bei den Abschlussarbeiten zu einem neuen Roman, der im September erscheinen wird. Er besteht aus sechs vollkommen eigenständigen Kriminalgeschichten, die aber durch ein zunächst unsichtbares Band verbunden sind, welches sich nach und nach zu erkennen gibt.“ (Text: CS / Fotos: Anja Limbrunner + KIKE – kikephotography.com)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 191 (2/2022).

Der Beitrag Hurra: Horst Evers liest am 10. Februar in der Falkenseer Stadthalle! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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