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Channel: Seite 13 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Sport vs Schule? Brieselanger Gesamtschule soll auf dem Sportplatz entstehen!

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Immer mehr Familien ziehen ins Havelland und freuen sich über einen wohnlichen Neustart mitten im Grünen. Die meisten der Zugezogenen bringen natürlich auch ihre Kinder mit. So wächst auch die Nachfrage nach einem Platz in einer der Schulen vor Ort deutlich. Ein gymnasiales Angebot oder eine Gesamtschule gab es bislang nur in Nauen oder in Falkensee. Nun wurde beschlossen, auch den Standort Brieselang mit einer eigenen Gesamtschule aufzuwerten.

Dass die Standortwahl auf Brieselang fällt, ist kein Wunder. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist die Einwohnerzahl in der Gemeinde Brieselang um ordentliche 415 Prozent gewachsen. Inzwischen leben 12.626 Menschen (Stand November 2020) in der Gemeinde.

Nun soll aus der Hans-Klakow-Oberschule Brieselang in der Karl-Marx-Straße eine neue vierzügige Gesamtschule werden – und das bereits zu Beginn des Schuljahres 2021/22. Laut Vertrag mit dem Landrat müssen die geplanten Räumlichkeiten für die neu einzurichtenden Sekundarstufen I und II spätestens zum Schuljahr 2025/26 fertig gebaut sein, damit die Schüler nahtlos und ohne Raumprobleme bis zum Abschluss geführt werden können.

Diese Planung sorgt für Probleme, denn sie erzwingt einen Schulneubau und die Errichtung einer 3-Feld-Sporthalle. In den vergangenen drei Jahren hatte man das Projekt bereits weit vorangetrieben. Der Neubau der Schule sollte zunächst direkt auf dem Schulgelände Nord entstehen, während die Sporthalle vor dem Fichtesportplatz gebaut werden sollte. Es gab sogar eine Architektenausschreibung, zwei Bewerber und einen Favoriten.

Doch dann wurde die Planung im Januar gekippt. Es hieß nun, dass es nicht möglich gewesen wäre, den Erweiterungsbau auf dem alten Schulgelände fristgemäß umzusetzen. Doch was könnte die Alternative sein? Schnell rückte das benachbarte Vereinsgelände vom SV Grün-Weiss Brieselang e.V. (www.sv-gruen-weiss-brieselang.de) ins Zentrum der Aufmerksamkeit. 

Bauamtsleiter Uwe Gramsch gab im Gemeindeentwicklungsausschuss grünes Licht. Das Planungsbüro PST habe eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Demnach würde ein Schulneubau auf dem Sportplatzgelände schneller zu realisieren sein und mit 21,5 Millionen Euro Kosten für die Gemeinde auch eine Million Euro preiswerter sein als ein Bau auf dem Schul-Campus. Sechs Millionen Euro würde der Landkreis als Zuschuss dazugeben.

Brieselangs Gemeindevertreter haben Ende November getagt und mit 17 zu zwei Stimmen bestimmt, dass die neue Gesamtschule nun tatsächlich auf dem Gelände des Fichtesportplatzes zu errichten sei. Nun sei es möglich, eine neue Ausschreibung zur Beauftragung eines Architekturbüros anzuschieben.

Wilhelm Garn, Bürgermeister a.D. von Brieselang, ist inzwischen stark engagiert beim SV Grün-Weiss Brieselang e.V. – und hier für die Kommunikation zuständig. Er sagt: „Wenn der Schulbau so kommt, wie geplant, dann müsste dafür allerdings das Minisportfeld für unsere Kinder weichen, ebenso die Grünfläche für unsere Bambinis. Das alte Sanitärgebäude müsste weg, die Parkplätze sind im Weg, und wir müssten auch unser Vereinshaus räumen, das wir 2010/11 für über eine Million Euro aus eigenen Sponsorengeldern gebaut haben. Der Sportplatz würde bleiben – und könnte später von der Schule genutzt werden.“

Bürgermeister Ralf Heimann möchte an dieser Stelle zwei Informationen einstreuen: „Die von den Bambinis genutzte Grünfläche ist bauordnungsrechtlich nur eine Wiese, die eigentlich nicht als Sportfläche genutzt werden darf. Gäbe es nur eine Beschwerde eines Nachbarn beim Bauordnungsamt gegen den Sport auf diesen Wiesenflächen, so müsste der Sport hier sofort untersagt werden. Und: Ein Wertgutachten durch eine öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige hat nach einer Ortsbesichtigung am 13. Dezember 2018 ergeben, dass die Gemeinde Brieselang bei einer Übernahme des Vereinsheimes nur eine Entschädigung von 213.100 Euro an Grün-Weiss bezahlen müsste.“ Das wäre dann der aktuelle Restwert des Baus.

Der Sportverein war zunächst alles andere als glücklich darüber, dem Schulneubau weichen zu müssen. Wilhelm Garn: „Allerdings ist es auch so, dass wir am aktuellen Standort auf dem Fichte-Sportplatz bereits absolut an unsere räumlichen Grenzen gekommen sind. Bei uns trainieren 17 Fußballmannschaften, gerade ist eine Frauenmannschaft hinzugekommen. Auch der Breiten- und Freizeitsport wächst bei uns im Verein. Man denke da nur an unsere Abteilungen Basketball, Volleyball, Handball, Nordic Walking, Radwandern und Fitness. Auch die neu gegründete Boule-Abteilung floriert – hier treffen sich jeden Freitagabend über ein Dutzend Spieler an unserer frisch sanierten Bahn. Brieselang wächst, immer mehr Menschen möchten gern Sport treiben. Auch wir wollen wachsen. Wir würden gern noch mehr Fußballmannschaften auf die Beine stellen und auch noch mehr Sport- und Bewegungsangebote für Senioren und für Menschen mit Behinderungen schaffen.“

Bürgermeister Ralf Heimann teilt die Beobachtung: „Nach der Lock-Down-Öffnung in diesem Jahr hat uns Grün-Weiss Brieselang eingeladen und uns dabei die Auslastung des Sportplatzes vorgestellt. Grün-Weiss war und ist auch unter Belassung des Sportplatzes, wie er jetzt gerade ist, mit seinem möglichen Wachstum am Ende. Nichts geht mehr. Alle Flächen sind voll ausgelastet.“

Nach langen Diskussionen steht nun fest: Der Verein SV Grün-Weiss Brieselang bekommt von der Gemeinde ein ganz neues Vereinsgelände gestellt – mit mindestens zwei Großfeldern, einem Vereinshaus und ausreichend Neben- und Entwicklungsflächen. Wilhelm Garn: „Wir haben jetzt über 440 Mitglieder im Verein, selbst in den Corona-Zeiten sind wir weiter gewachsen. Wir sind auch kein reiner Fußballverein mehr, allein 80 Mitglieder engagieren sich im Freizeitbereich. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Gemeinde in ihrem Beschluss festgeschrieben hat, dass es möglichst in einem ersten Schritt darum geht, für uns eine neue Heimat zu finden, um dann erst in einem zweiten Schritt die Schule zu bauen. Es stehen zurzeit drei Flächen für uns in der Diskussion. Hier muss die Gemeinde nun die Eigentumsfrage klären. Wir würden einen Standort in Brieselang-Süd bevorzugen, da es hier für unsere zahlreichen Kinder und Jugendlichen leichter wäre, zum Sportplatz zu gelangen. Ein neuer Standort würde es uns natürlich erlauben, weiter zu wachsen. Zurzeit haben wir leider einen Aufnahmestop für weitere Mitglieder.“

Kritik sei in der Zwischenzeit aufgekommen, weil dem Verein das neue Gelände ohne weitere Kosten in den Schoß fallen würde.

Wilhelm Garn mahnt an: „Es gibt in der Landesverfassung Brandenburg ein eigenes Kapitel dazu: Die Kommunen sind verpflichtet, den Sport zu fördern. Nun ist es aber auch so, dass wir ohne Not unser angestammtes Gelände verlassen sollen und dabei auch unser Vereinshaus zurücklassen müssen, dass uns über eine Million Euro gekostet hat. Unser Veranstaltungssaal ist bislang der größte in ganz Brieselang. Hier finden Vereinssitzungen, Feiern und Hochzeiten statt. Auch das neu entstehende Vereinshaus würde wieder in diesem Sinne der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Wir planen auch – am alten wie am neuen Standort – viele neue Veranstaltungen für die Brieselanger, so etwa Skatabende oder Dart-Turniere.“

Bis allerdings vor Ort Nägel mit Köpfen gemacht werden, das kann noch dauern. Wilhelm Garn: „Wir müssen ja erst einmal eine neue Fläche für den Verein finden – und entsprechend bebauen. Und auch die neuen Pläne für den Schulbau machen vor Ort eine Anpassung des Bebauungsplans und eine neue Architektenausschreibung zwingend notwendig. Allein diese Schritte werden bestimmt ein Jahr dauern.“

Ist die Gesamtschule am neuen Standort erst einmal fertiggestellt, so wird sie den alten Sportplatz übernehmen und für den Schulsport nutzen. Es ist aber bereits jetzt angedacht, dass der Platz auch als Ausweichfläche für den Vereinssport zur Verfügung stehen wird.

Bürgermeister Ralf Heimann: „Es heißt vor Ort nicht Schule vs. Sport, die Schule steht dem Sport nicht im Weg. Es heißt Schule und Sport – beide Mängel im Ort werden in einem Kraftakt behoben. Dabei werde ich aber nicht nur Grün-Weiss ins Boot holen, sondern alle Sportvereine.“

Auf dem Sportplatz muss übrigens zeitnah noch der Kunstrasen ausgetauscht werden. Er ist bereits deutlich in die Jahre gekommen und nicht mehr wirklich bespielbar. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 178 (1/2021).

Der Beitrag Sport vs Schule? Brieselanger Gesamtschule soll auf dem Sportplatz entstehen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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