Wenn Not am Mann ist, wird in Falkensee nicht lange gefackelt. Da wird geholfen. Etwa, wenn nach einem Hausbrand spontan Kleidung für die Betroffenen zusammengetragen wird. Oder wenn es vorne und hinten am nötigen Geld fehlt, um ein trauriges Begräbnis zu organisieren. Kathrin Großmann und Katja Ganszczyk haben die Hilfsbereitschaft in der Gartenstadt auf ein ganz neues organisatorisches Level gehoben und die Facebook-Gruppe „Falkensee hilft“ ins Leben gerufen.
Knapp tausend Mitglieder haben sich hier bereits im virtuellen Raum versammelt, um fortan effizienter helfen zu können.
Auch die neueste Idee des Netzwerkes kam wieder bestens an. Kathrin Großmann: „Wir denken an die vielen Senioren, die dank Corona fast jeden Kontakt zur Außenwelt verloren haben und die vor allem in der besinnlichen Weihnachtszeit ein wenig Aufmunterung verdient haben. Wir haben deswegen die Kinder im Ort darum gebeten, für die etwa 130 Bewohner einer Senioreneinrichtung in Falkensee eine Weihnachtskarte zu malen oder zu schreiben.“
Katja Ganszczyk: „Die Karten konnte man in der Vorweihnachtszeit in vorbereitete Kisten einwerfen, die wir bei Dufte Blume, bei Getränke Hoffmann oder bei der Neulandfleischerei aufstellen durften. Diese Kisten mussten wir mehrfach leeren. Und inzwischen melden sich nicht nur Einzelpersonen, sondern vermehrt Kitas und Firmen bei uns, die auch noch mitmachen möchten.“
Und schon wartete die nächste Idee darauf, umgesetzt zu werden. Für den ASB Seniorenwohnpark in der Ruppiner Straße brachten Kathrin Großmann und Katja Ganszczyk drei lokale Musiker zusammen, die bislang noch nie zusammen aufgetreten sind: Sänger Michael O’Connor Kelly, Gitarrist Axel Zabel und Andreas Maul, auch besser bekannt unter dem Namen DJ Andy and friends. Zum Nikolaustag spielten sie zur Unterhaltung von etwa 40 anwesenden Senioren und ASB-Mitarbeitern ein ebenso weihnachtliches wie auch kostenloses Konzert – natürlich Corona-kompatibel im Freien.
Knapp eine Stunde lang dauerte das Live-Konzert, für das DJ Andy die Technik, die Lichtanlage und auch die Hintergrundmusik stellte. Andreas Maul: „Dank Corona bin ich als DJ zurzeit komplett ohne jeden Auftrag. Auch die Weihnachtsfeiern fallen ja alle aus. Unser kleines Konzert für die Senioren war auch für uns Musiker extrem wichtig, das bringt uns wieder ein Stück durch die dunkle Zeit und muntert uns auf. Insofern bin ich sehr dankbar dafür, dass wir dieses Konzert gegeben haben.“
Axel Zabel, Weltklassegitarrist aus Falkensee, der bereits mit Morcheeba und anderen Größen gespielt hat, eröffnete das Open-Air-Konzert mit „Living Doll“ von Cliff Richard, intonierte dann „Some Broken Hearts Never Mend“ von Kojak, um am Ende auch noch „Sleep Walk“ von Johnny and Santo zu spielen.
Michael Kelly übernahm das Mikro und sang solo Songs von Sinatra und Elvis, um dann zum Ende der Show zusammen mit Axel Zabel aufzutreten. Bei „Ring of Fire“ von Johnny Cash sorgten die beiden Musiker noch einmal für gehobene Dezibel-Zahlen. Sehr zur Freude der betagten Bewohner des Seniorenwohnparks, die sogar zu einem kleinen Solo-Tänzchen vor der improvisierten Bühne zu bewegen waren.
Marlen Wollnick als Leiterin der ASB-Einrichtung: „In diesem Jahr feiern unsere Bewohner Weihnachten unter ganz besonders schwierigen Corona-Bedingungen. Viele leben ganz im Hier und Jetzt – und bekommen gar nicht mehr so viel von der Welt da draußen mit. Die unsichtbare Gefahr Corona nehmen sie meist nicht wirklich wahr. Sie bemerken nur die Konsequenzen – etwa, dass sie weniger Besuch bekommen. Es hat den Bewohnern, aber auch unseren Mitarbeitern sehr gut getan, mitzubekommen, wie menschlich und warmherzig die Falkenseer sein können. Die Aktion mit den handgemalten Weihnachtskarten hat uns bereits sehr gefreut. Es ist wichtig, dass die Menschen wieder generationsübergreifend zusammenleben und dass die junge Generation mit der älteren zusammenkommt.“
„Rote Lippen muss man küssen“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Let it snow“ und „Winter Wonderland“ – das Konzert endete besinnlich und mit Liedern, die die Senioren auch mitsingen konnten.
Wie es nun für die Musiker in Corona-Zeiten weitergeht, steht in den Sternen. Michael Kelly freut sich zunächst über sein noch ungeborenes „Corona-Kind“ – und auf sein erstes Album: „Die erste Single-Auskopplung haben wir gerade hinter uns. Es ist – für mich sehr ungewöhnlich – ein Song in deutscher Sprache: ‚Alles, was ich will‘. Er ist jetzt schon bei Spotify, Deezer und iTunes zu hören.“
Axel Zabel: „Das Michael-Kelly-Album bietet den Hörern einen echt bunten Strauß – mit Jazz, Deutschrock und anderen Elementen. Michael O’Connor Kelly und ich bilden ja auch noch die Band ForZake. Hier steht ebenfalls eine eigene CD an, die bereits zu drei Vierteln fertiggestellt ist.“
Und Kathrin Großmann und Katja Ganszczyk von „Falkensee hilft“? Die arbeiten sicherlich schon an der nächsten Aktion mit ganz viel Herz. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 178 (1/2021).
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