Der „4. Ribbecker Bücherwinter“ bietet den Havelländern einen bunten Strauß völlig unterschiedlicher kultureller Veranstaltungen rund ums Buch. Die Lesungen, Vorträge und Gespräche finden – unterstützt vom Landkreis Havelland – von Januar bis März in der Alten Schule Ribbeck, im Schloss Ribbeck, im Theater der Frische und im Landhaus Ribbeck ein temporäres Zuhause.
Am 1. Februar lud Axel Koziol vom Förderverein V.I.F. e.V. etwa 30 Zuhörer in die Alte Schule Ribbeck (www.alteschule-ribbeck.de) ein – zu einer wahrlich mörderischen Lesung. Axel Koziol: „Letztes Jahr haben wir 200 Jahre Theodor Fontane gefeiert. Und wir alle haben übersehen, dass es mit Dr. Johannes Wilkes einen Autor gibt, der einen Krimi über einen Mord mitten in Ribbeck geschrieben hat. Und zwar einen Krimi, in dem Theodor Fontane eine wichtige Rolle spielt. Nun holen wir das Versäumte nach. Wir haben den Autor eingeladen und er liest aus seinem Roman ‚Der Fall Fontane‘.“
Dr. Johannes Wilkes ist 59 Jahre alt. Er stammt aus Dortmund, lebt aber inzwischen abwechselnd in Berlin und in Erlangen. In Erlangen betreibt der studierte Mediziner, der noch ein Studium über Psychotherapie angehängt hat, eine eigene Praxis als Psychiater für Kinder und Jugendliche.
Wie er zum Schreiben gekommen ist? Dr. Johannes Wilkes: „Immer, wenn es besonders idyllisch ist, bekomme ich Mordphantasien. So sind die ersten Krimis im Strandkorb auf Spiekeroog entstanden.“
Der Autor, übrigens Vater von drei Kindern, lässt in seinen „Mütze“-Romanen das schwule Pärchen Karl-Dieter und Mütze in knifflige Kriminalfälle hineinschlittern. Mütze ist Kriminalkommissar und liebt einen schön blutigen und kniffligen Fall, während Karl-Dieter eher den schönen Dingen des Lebens nachspürt. So ist er im 5. Mütze-Roman „Der Fall Fontane“ die treibende Kraft, die Mütze zum Radwandern in der Mark Brandenburg überredet – auf den Spuren Theodor Fontanes.
Dr. Johannes Wilkes, der mehrere Fontane-Aufsätze geschrieben hat und Mitglied der Fontane-Gesellschaft ist: „Was viele nicht wissen: Theodor Fontane war selbst nur wenig zu Fuß unterwegs. Für die Recherchen seiner ‚Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘ nutzte er lieber die Kutsche. Vor allem, weil er sehr gern mit den Kutschern sprach. Das waren die Taxifahrer von früher, die wussten immer genau über die Region Bescheid.“
Quasi unter dem Birnbaum in Ribbeck machen Karl-Dieter und Mütze im Buch eine grausige Entdeckung. Sie finden eine männliche Leiche – mit einer Axt im Schädel. Sie wurde dem Toten direkt von vorn mitten in den Scheitel gerammt.
Während Karl-Dieter weiter Urlaub machen möchte, hat Kommissar Mütze bereits die Fährte aufgenommen – und wird schon bald in die Lage versetzt, ganz offiziell ermitteln zu dürfen.
Bei Kaffee und Kuchen für die Zuhörer las der Autor etwa eine Stunde lang aus seinem Roman vor. Dabei unterbrach er seinen Vortrag immer wieder, um Anekdoten und Hintergründiges zu verraten: „Die blutrünstigsten Morde denken sich immer die Frauen aus. Besonders gern morden sie Ehemänner und ihren Chef. Ich werde immer wieder angesprochen, dass ich doch bitte eine bestimmte Person in meinem nächsten Roman ermorden möge. Eine junge Frau wollte einmal ihren Chef gemeuchelt wissen. Und als ich nachfragte, ob sie denn eine Mordmethode bevorzugen würde, da sagte sie: Mit dem Gesicht voran in die Fritteuse. Man sollte den Grimm der Frauen nicht ohne Grund auf sich ziehen.“
Mit Kommissar Mütze geht es übrigens munter weiter. Sieben Romane gibt es bereits. In diesem Jahr kommt das achte Buch mit dem ungewöhnlichen Ermittlerpärchen auf den Markt. Dr. Johannes Wilkes: „Nachdem die bisherigen Mütze-Romane meistens auf Spiekeroog spielten, wird Mütze im achten Buch in Neapel ermitteln.“ (Text/Foto: CS)
Das Programm des 4. Ribbecker Bücherwinters gibt es HIER.
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 168 (3/2020).
Der Beitrag Mord in Ribbeck: Dr. Johannes Wilkes las aus seinem Roman „Der Fall Fontane“ erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.