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Channel: Seite 13 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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XIII. Falkenseer Open: 97 Schach-Spieler vor Ort im ASB!

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Schach ist ein Denkspiel mit trickreichen Eröffnungen, unendlich vielen Zugvarianten und einem Gegner, der wie man selbst gleich mehrere Züge im Voraus plant. Das „Spiel der Könige“ erfordert Übung und Köpfchen, Wagemut und Strategie. Knapp hundert der besten Amateurspieler aus ganz Deutschland (vor allem aber aus Berlin und Brandenburg) kamen am 1. November in Falkensee zusammen, …

… um während eines dreitägigen Turniers herauszufinden, wer wohl das Schiebespiel mit König, Springer, Turm und Bauern am besten beherrscht.

Die XIII. Falkenseer Open (www.falkenseer-open.de) wurden vom Kreisfachausschuss Schach Havelland, dem Schachclub Caissa Falkensee e.V. und – federführend – vom SV Hellas Nauen e.V., Abt. Schach, organisiert und im Kulturhaus des ASB Familien- und Jugendhilfezentrums in Falkensee durchgeführt. Dabei konnten sich die Spieler, die sich vorab für das offene Turnier angemeldet hatten, in maximal fünf Spielrunden den von der Turnierleitung zugewiesenen Gegnern stellen.

Cheforganisator war Mario Oberling: „Wir spielen nach dem Schweizer System und lassen zwei Gruppen Spieler gegeneinander antreten. Bei der Einteilung der Spieler haben wir auf die Deutschen Wertungszahlen (DWZ) gesetzt, um ausgeglichene Partien zwischen Spielern gleicher Stärke zu ermöglichen. Damit die einzelnen Partien nicht ewig dauern, gaben wir den Spielern 120 Minuten Zeit für die ersten 40 Züge – mit einer maximalen halbe Stunde Puffer für eine etwaige Verlängerung.“ Die lange Spieldauer hebt die Qualität der Partien, weiß Mario Oberling: „Dann braucht niemand eine gute Stellung aufzugeben, nur weil die Zeit drängt.“

An den drei ausgewiesenen Tagen fand das eigentliche Turnier im großen Veranstaltungsraum vom ASB statt – hier herrschte fast absolute Ruhe. Die Spieler drängten sich an den Tischen um die aufgestellten Schachbretter. Große Digitaluhren erlaubten es während der Partie, die Spielzeit für jeden einzelnen Zug festzuhalten. Wichtig auch: Beide Spieler einer Partie mussten jeden Zug ihrer Begegnung akribisch genau auf einem Zettel festhalten und das Protokoll am Ende gegenzeichnen.

Bernhard Riess aus Berlin, der als Spieler vor Ort war, aber selbst viele Schach-Turniere organisiert und als Schiedsrichter arbeitet: „Es besteht Schreibpflicht. Wenn man seine Züge aufschreibt, kann man im Anschluss besser nachweisen, dass man alle Züge auch wirklich in der vorgegebenen Zeit absolviert hat. Im Protestfall hat man einen greifbaren Beweis und kann die Partie notfalls sogar nachspielen lassen.“

Dr. Ines Oberling, die ihrem Mann bei der Organisation zur Seite steht: „Wir haben bei so vielen Spielern natürlich ein Logistikproblem. So brauchten wir ja für das Turnier an die 50 Schachbretter mit den dazu passenden Figuren. So viele Bretter besitzt unser Schachverein gar nicht. Da ist es gut, dass sich die Vereine gegenseitig unterstützen. Wir haben so etwa sehr gute Kontakte nach Wittstock, sodass die Spieler von dort uns mit ihren Brettern ausgeholfen haben.“

Falkensee ist selbst eine Schach-Hochbuch, an vielen Schulen gibt es eine Schach-AG. Dr. Ines Oberling: „Da wundert es natürlich nicht, dass bei den Falkenseer Open auch viele Kinder mit dabei waren, die sich ohne Angst mit den Erwachsenen gemessen haben. Die Eltern, die ihre Kinder oft gebracht hatten, konnten im Nebenraum bei einem Kaffee warten. Wie lange, das konnten wir natürlich im Vorfeld nicht sagen. Eine Partie kann in 15 Minuten vorbei sein, im maximal möglichen Fall aber fünf Stunden dauern. Oft sind die Trainer als Taxi eingesprungen und haben gleich fünf oder sechs Kinder hergefahren.“

Bernhard Riess: „Schach kennt kein Nachwuchsproblem, viele Kinder finden über die Schul-AGs zu diesem Denksport. Allerdings bleibt von den Kindern nach der Pubertät oft nur ein sehr kleiner Teil übrig – zehn Prozent der Jungs und 1,5 Prozent der Mädchen. In der Pubertät ist es leider so: Die Mädchen interessieren sich für Jungs und die Jungs für Fußball.“

Für Mario Oberling ist ein Aufhören mit dem Schach-Spielen keine Option: „Ich spiele Schach, seit ich elf Jahre alt bin. Noch heute bin ich ein leidenschaftlicher Vielspieler. Jeden Tag komme ich nach der Arbeit nach Hause und rufe dann ein Portal im Internet auf, das Schach-Spieler aus der ganzen Welt zusammenbringt. Da braucht man nur den Zeitmodus vorzugeben – ich wähle immer gern ‚1 Minute‘ pro Zug. Der Computer findet schnell jemanden, der den gleichen Zeitmodus bevorzugt. Da kann ich den Alltag gut vergessen.“

Die Falkensee Open kannten kein KO-System. Am Ende gewannen die Spieler mit der höchsten Punktanzahl. So konnte sich nach drei Tagen Horst Prüsse (SG Neubrandenburg) mit 4,5 Punkten den ersten Platz sichern. Den Jugendpreis holte sich Hauke Raasch (Leegebrucher SF) mit 3,5 Punkten. Die bestplatzierte Frau des Turniers wurde Nadine Schiewe (Leegebrucher SF) mit 2,5 Punkten.

Mario Oberling als Staffelleiter der Havellandliga: „Unter allen 21 teilnehmenden Spielern aus dem Landkreis Havelland wurde außerdem der amtierende Kreiseinzelmeister gekürt. Diesen Titel hatte ich 2018 noch selbst geholt, konnte ihn in diesem Jahr aber nicht mehr verteidigen. Marvin Hänsel (SV Hellas Nauen) holte sich mit 4,0 Punkten diesen lokalen Titel, der die Teilnahme an der Brandenburger LEM 2020 möglich macht.“

Das Interesse an der diesjährigen XIII. Falkensee Open war sehr hoch. Mario Oberling: „Das Interesse an unserem Schach-Turnier explodiert nahezu. Im letzten Jahr hatten sich 93 Spieler angemeldet, in diesem Jahr waren es bereits 110 – auch wenn am Ende nur 97 erschienen sind. Wir haben in diesem Jahr mit einer Warteliste arbeiten müssen, weil wir nur 100 Startplätze hatten. Für das kommende Jahr rechnen wir bereits mit 150 Spielern, da werden wir noch weitere Räumlichkeiten beim ASB dazunehmen. Es gab auch Überlegungen, in die Falkenseer Stadthalle zu wechseln, aber ich denke, im ASB ist es zunächst noch gemütlicher.“

Im Frühjahr 2020 soll eine neue Turnierform hinzukommen – der „12-Stunden-Blitz“. Bei diesem Turnier würden die Schach-Spieler 12 Stunden am Stück durchspielen – in Gruppen à acht bis zehn Spieler. In einem Pyramidensystem würden am Ende die besten Spieler ganz oben stehen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 165 (12/2019).

Der Beitrag XIII. Falkenseer Open: 97 Schach-Spieler vor Ort im ASB! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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